Urlaubsimpressionen – Teil 2: London calling (The Clash)

Im Morgengrauen wurden wir vom Vater meines Schatzes abgeholt und zum Flughafen gebracht. Wie bei jeder Flugreise, die ich bisher gemacht habe, waren wir viel zu früh und haben noch die Zeit totgeschlagen. So haben wir den gesamten Flughafen gesehen und dann war noch etwas Zeit zu lesen (ich) bzw. zu schlafen (der Schatz). Doch dann ging es endlich los. Der Flug war wie erwartet: Ohne besondere Vorkommnisse und ruhig.

Gelandet sind wir in Heathrow. Und ich kann nur sagen: Dieser Flughafen ist unfassbar groß (und dabei ist es nicht mal der größte Flughafen in Europa!) und wir haben uns die Füße plattgelaufen. Allein bis zu unserer ersten Station, der Passkontrolle, sind wir über 10 Minuten gelaufen! Dort kamen wir dann auch direkt mit der Gardedisziplin der Briten in Kontakt: Schlange stehen. Selten habe ich eine so entspannte Reihe von Menschen gesehen, die anstehen. Kein Gedrängel, keine Unruhe, kein Gemotze. Von den Zollbeamten dort war übrigens niemand, der annähernd “englisch” aussah zugegen. Willkommen in einer Multi-Kulti-Stadt. – Punkt zwei, der mir gefallen hat.

Heathrow ist der einzige der Londoner Flughäfen, der direkt an das U-Bahnnetz angeschlossen ist. Dementsprechend konnten wir, nachdem wir unsere Pässe vorgezeigt und unser Gepäck abgeholt hatten, relativ entspannt in eine der U-Bahnzüge einsteigen, die uns zunächst zur Victoria-Station bringen sollten. Einziger Wermutstropfen war die Masse an Leuten, die mit uns in die Züge wollte. Vor Allem, weil es sich um eine Gruppe von Leuten handelte, wegen der wir so schlecht ein Zimmer bekamen… Aber dazu später mehr. In der Bahn ergattern wir zwei der raren Sitzplätze und lernen, dass es Dinge in Reiseführern gibt, die stimmen: Man vermeidet in der Tube um jeden Preis Blickkontakt. Da es sehr voll ist, starren also alle gezielt 1 cm an allen anderen vorbei ins Leere. Geredet wird nur von ausländischen Fahrgästen, die Briten sind – abgesehen von einigen halblauten Bemerkungen – still.

Etwa eine halbe Stunde später haben wir den riesigen Bahnhof erreicht. Victoria Station ist der erste richtige Ort in London, den wir sehen.

01LondonWir sind ein wenig von der Größe geflasht, beschließen aber die Gegend etwas zu erkunden, was sich im Nachhinein als schlechte Idee herausstellt. Denn hungrig, kaputt und nicht mit der besten Laune landen wir schließlich bei einer internationalen Fastfood-Kette und essen dort Sandwiches. Nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, beschlossen wir, unser Gepäck doch erst mal zum Hotel zu bringen, uns zu duschen, umzuziehen und die Erkundung der Stadt noch mal in Angriff zu nehmen.

Unser Hotel liegt im District of Lambeth – nicht die beste Gegend, aber wir wollen ja nicht dort hinziehen. Glücklicherweise fahren die U-Bahnen in London im 2-Minuten-Takt, so dass wir trotz weiter Strecke verhältnismäßig schnell wieder in der Stadt sind. Mit deutlich besserer Laune gabs dann die erste Sightseeing-Tour:

02London

London03Als wir uns dem Picadilly Circus näherten, fanden wir den Grund für die Hotelzimmer-Probleme und die volle U-Bahn wieder:

04LondonIch gebe euch nur ein Stichwort: Championsleague-Finale. BVB gegen Bayern München… Es gibt so Momente, da beginnt das Fremdschämen. Natürlich waren auch viele vernünftige Fans dort, aber manche benahmen sich… nicht gut. Was mir in der Zeit auch aufgefallen war, waren größere Gruppen von Franzosen, so im Oberstufen-Alter, manchmal auch etwas drüber, die sich schlimmer als die Deutschen benommen haben. Betrunken in der U-Bahn zu pöbeln oder sich durch Menschenmengen den Weg mit dem Ellenbogen zu bahnen fand ich persönlich jetzt nicht sehr angenehm. Die Deutschen haben wenigstens “nur” Fangesänge angestimmt und ein wenig zu laut gefeiert. Die Briten haben alles im Übrigen stoisch hingenommen und sich ihren Teil gedacht.

Wie dem auch sei. Wir machten, dass wir wegkamen und schlenderten recht gestresst (der Londoner an sich hat scheinbar keine Zeit und daneben auch vergessen, wie man lächelt…) über die volle Regent Street. Carnaby Street war natürlich auch ein Ziel, aber auch hier war es voll und es war eher ein Fall von “können wir auf unserer Liste abhaken” als wirkliches Interesse. Also sind wir wieder in die Tube gestiegen und haben uns aufgemacht zum…

05LondonWohl früher ein Drogenumschlagsplatz, haben sich in der Gegend mittlerweile viele Künstler und Alternative angesiedelt. Der Markt findet jeden Samstag statt, ist hoffnungslos überlaufen und man sollte bei einigen Ständen nicht unbedingt nach der Herkunft der Dinge fragen, aber nichtsdestotrotz würde ich gern wieder dort hinfahren. Man findet viele 2nd-Hand-Läden und -Stände, ungewöhnliche, Ramsch- und Antiquitätenläden, sowie eine Menge Bäckereien, Cafès und Fresstempel. In einer Seitenstraße an einer Unterführung haben wir superleckere Wraps mit Couscous und Lammkebabs gegessen, dabei auf dem Boden gesessen und uns von der Sonne bescheinen lassen. Vorher hatten wir noch irre leckere Cupcakes mit einem erwartungsmäß sehr süßem, aber leckeren Frosting.

Da die Portobello Road sehr lang ist, waren unsere Füße danach plattgelaufen und wir beschlossen uns das Championsleague-Finale entgegen unserer ursprünglichen Pläne nicht in einem Pub, sondern von dem Bett in unserem Hotelzimmer aus zu schauen. Der Tag endete dann ziemlich schnell und über Schlaflosigkeit konnten wir uns wirklich nicht beschweren…

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