Urlaubsimpressionen – Teil 5: Seen sehen

Nach der Metropole und der “Kleinstadt” sollte es jetzt aufs Land gehen – in den Lake District. Dieser liegt im Nordwesten Englands direkt an der schottischen Grenze und ist eine der Top-Adressen für Briten um Urlaub zu machen. Demnach ist es dort zwar ländlich, aber alles andere als ruhig. Wir waren jedoch in der Vorsaison da und haben nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Menschenmassen bekommen, da wir über ein verlängertes Wochenende dort waren.

Doch zunächst mussten wir irgendwie dort hinkommen. Dazu haben wir unser Fortbewegungsmittel gewechselt. Doch eins nach dem Anderen. Erst einmal fuhren wir mit dem Zug von Warwick über Birmingham nach Manchester. Nun galt es unser neues Fortbewegungsmittel aufzustöbern. Die Wegbeschreibung war nämlich… nicht ganz eindeutig. Aber schließlich haben wir dann doch das wenig einladende Gelände gefunden und nach einigem Hin und Her konnte mein Schatz sich auf die “falsche” Seite setzen und losfahren:

08 Lake DistrictIs er nicht schnuckelig, der Vauxhall Corsa? 🙂

Glücklicherweise kamen wir außerhalb der Hauptverkehrszeiten an, so dass es auf den Straßen relativ leer war. Unser Navi hat uns dann auch zügig auf den richtigen Motorway geführt und mein Schatz konnte das fahren auf der “falschen” Seite in aller Ruhe verinnerlichen. Eigentlich wollten wir auf dem Weg noch die eine oder andere Pause machen, aber wir waren so schnell im Lake District, dass wir dann doch lieber erst direkt zu unserem Bed & Breakfast in Keswick weitergefahren sind.  In Keswick angekommen parkten wir, drehten eine kleine Runde durch die Innenstadt und aßen Fish & Chips (die leider nicht besonders gut waren…). Nach dem Einchecken in das wirklich niedliche Bed & Breakfast hatten wir nicht mehr wirklich den Elan noch großartig uns was anzuschauen und sind sehr früh eingeschlafen.

Passend zu meinem Geburtstag wurden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach einem mal wieder typisch britischem Frühstück sind wir in Richtung Küste aufgebrochen. Den Tag über besichtigten wir dann Maryport und Whitehaven, kleine Städte direkt an der Küste. Leider war gerade Ebbe, so dass wir nicht viel Wasser gesehen haben, aber ein kleiner Strandspaziergang war trotzdem möglich. Da wir noch so viel Zeit hatten, sind wir dann noch in den “The Lake District Wildlife Park” gefahren. Ein sehr schöner und teilweise auch weitläufiger Zoo. Viele Gehege sind neue und damit sehr geräumig, es stehen nur zwischendrin noch einige alte, etwas beengte Gehege. Da aber kräftig gebaut wurde, sollten diese auch bald Geschichte sein.

Abends wollten wir dann Essen gehen. Irgendwie konnte ich mich aber nicht entscheiden, eigentlich wollten wir ins “Dog & Gun” aber dort war es – wie sonst auch überall – proppenvoll. Nach einigem Hin und Her sind wir dann im Restaurant des Hotels “The Kings Arms” gelandet. Wir haben lecker gegessen und den Abend dann mit einem Stadtbummel gemütlich ausklingen lassen.

Der nächste Tag stand wieder im Zeichen der Kultur. Wir fuhren nach Carlisle und haben uns nicht nur die dortige Burg “Carlisle Castle” angeschaut, sondern auch noch das Tullie House (ein Museum mit Galerie) die Carlisle Cathedral und die Innenstadt.

In der Burg gibt es (mal wieder) ein Regimentsmuseum, dieses Mal das der “Kings own Royal Border Regiment”, außerdem kann man einen Teil der alten Gebäude besichtigen. Selbstverständlich gibt es hier eine Ausstellung zu den Kriegen der Schotten (Bonnie Prince Charlie) gegen die Engländer (Duke of Cumberland) und der Schlacht zu Culloden (bei der die Schotten vernichtend geschlagen wurden) . Außerdem konnte man sich noch die Kellergewölbe anschauen, die teilweise als Gefängnis/ Kerker benutzt wurden. Ein Raum ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Dort findet man in einigen Steinen große Löcher von mehreren Zentimetern Tiefe. Ein Schild wies darauf hin, dass hier Gefangene auf ihre Hinrichtung gewartet haben, teilweise mehrere Wochen lang. Es gab kein Fenster, also war es hier unter der Erde stockfinster. Die Menschen überlebten nur, indem sie Kondenswasser von den Steinen leckten! Wie viele Menschenzungen braucht es um Riesenlöcher in massiven Stein zu lecken? Mit dem Gedanken an all die todgeweihten Menschen, tritt man mit einem seltsamen Gefühl wieder in den strahlenden Sonnenschein.

09 Lake DistrictNach einer kleinen Pause ging es dann durch eine Unterführung (die in Großbritannien “Subway” heißen im Gegensatz zu der U-Bahn, die man “Underground” nennt) zum Tullie House. Dies ist ein Museum, in dem die Geschichte der Region gezeigt wird, von den Römern (die Ausstellung dazu ist übrigens grandios, ich habe sowieso selten so gelungene Ausstellungen gesehen, wie in Großbritannien) bis zur jüngeren Vergangenheit. Außerdem gibt es eine wahnsinnig große Galerie mit lokalen KünstlerInnen aller Epochen. In einem Raum waren Bilder ausgestellt, die man auch kaufen konnte. Leider hätte ich nicht gewusst, wie wir ein Bild heil nach Hause bekommen sollten, dabei gab es dort zwei, drei Bilder, die mir wirklich gut gefallen haben. Im gesamten Museum war das Fotografieren verboten.

Wieder zurück in die Sonne machten wir uns auf Richtung Innenstadt und kamen an der örtlichen Kathedrale vorbei. Der Eintritt ist kostenfrei, möchte man aber fotografieren wird man gebeten eine Ein-Tages-Lizenz für 1 GBP zu kaufen. Die Kirche ist berühmt für seinen Sternenhimmel. Bevor ich diesen lang und breit beschreibe, zeige ich euch doch einfach mal ein Foto:

10 Lake District

Schön, oder? Wenn man genau hingesehen hat, konnte man erkennen, dass der “Himmel” aus einzelnen Brettern bestand.

Ihr werdet sicher verstehen, dass wir von diesem Tag wie erschlagen zurückkamen und uns nur noch (unter einigen Schwierigkeiten) Sandwiches organisierten um dann in unserem Zimmer zu essen und im Handumdrehen einzuschlafen.

Nachdem wir uns am Vortag die Füße plattgelaufen hatten, wollten wir diesen Tag ruhiger angehen lassen. Also sind wir in Keswick geblieben und gemütlich spazieren gegangen. Leider ist mir unterwegs das Blasenpflaster halb abgegangen und ich habe mir direkt eine große Blase gelaufen. Also sind wir zwischendurch wieder zurück zum Bed & Breakfast gelaufen. Abends waren wir dann indisch essen. Wir gehen hier in Deutschland auch ab und an mal indisch essen, aber das indische Essen hier und in Großbritannien ist nicht zu vergleichen. In Großbritannien ist es um Längen besser – aber meist auch pikanter/ schärfer gewürzt.

An unserem letzten Tag im Lake District haben wir den südlichen Teil erkundet. Der nördliche Teil ist ein wenig rauer, die Berge schroffer (ob sie unbedingt höher sind, weiß ich gar nicht) und die Besucher sind hauptsächlich Hundebesitzer, Wanderer und Aktiv-Urlauber (Mountainbiking…). Im Süden haben wir sehr viele ältere Menschen und solche, die es ruhiger angehen lassen wollen, gesehen, so eher die Ausflugsdampfer-Gesellschaft. Wir fuhren nach Windermere und parkten auf dem ersten Parkplatz, den wir gefunden haben – im Nachhinein ein großer Fehler. Denn nachdem wir bereits einige Minuten gelaufen waren, fanden wir das Hinweisschild “See 1 1/2 Meilen”. Am See angekommen verkündete der Schatz (der am Vortag Geburtstag hatte): “Wir sind jetzt alt, wir dürfen auch Schiff fahren!” Also haben wir eine Ausflugsdampfer-Tour über den halben See gemacht. 🙂

Die Fahrt war ziemlich windig aber schön und tat unseren mittlerweile schmerzenden Füßen gut. Das Problem war nur, dass wir lediglich für 4 Stunden ein Parkticket gelöst hatten und man überall von dem harten Durchgreifen bei Parksündern hört. Dementsprechend nervös war ich, als wir vom Schiff wieder herunterkamen und das Ticket fast abgelaufen war. Das Problem an der Sache war: Die ca. 2 Meilen, die wir vorher bergab gelaufen waren, mussten wir jetzt wieder bergauf laufen… Durchgeschwitzt und völlig fertig kamen wir am Auto an, nur um festzustellen, dass alles okay war und weit und breit niemand irgendwas kontrollierte… An eine Weiterfahrt war natürlich nicht zu denken und so sind wir wieder zurückgefahren und haben uns erst einmal eine Dusche und frische Klamotten gegönnt.

Gegen Abend wollten wir noch einmal versuchen in einem der gut besuchten Pubs etwas zu essen. – Es war Sonntag Abend und die vorher so überfüllte Stadt war leer. Wir haben vielleicht 10 andere Menschen gesehen, wenn überhaupt. Was ein krasser Gegensatz! Natürlich haben wir direkt einen Platz in einem Pub bekommen und dort wirklich sehr gut gegessen. Überhaupt war das Essen in unserem Urlaub tadellos. Selbst die fertigen Sandwiches konnte man sehr gut essen, sie werden tagesfrisch angeboten, es ist für jeden Geschmack etwas dabei und man kann sie auf keinen Fall mit den lieblos zusammengeklatschten Dingern vergleichen, die hier angeboten werden. Überhaupt gibt es so ziemlich überall eine gute Auswahl an Essen, ob “gutbürgerliches” Pub Food (das häufig regional und/ oder Bio ist), Snacks oder “richtiges” Essen im Restaurant. Es gibt selbst Systemgastronomie abseits der Fastfood-Tempel, die man hier aus Deutschland kennt und die bieten gesundes und leckeres Essen an. Da kann sich die Essenskultur in Deutschland mehr als nur eine Scheibe von abschneiden.

Collage Lake District

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