Archiv für den Monat: August 2013

Urlaubsimpressionen – Teil 7: Mehr Schein als Sein

Da waren wir also in Newcastle-upon-Tyne. Unser Hotel sah protzig aus, nicht zuletzt wegen der Säulen am Eingang und dem Rolls Royce Phantom vor der Tür. Die Dame an der Rezeption blieb zwar typisch britisch-höflich, aber das wir da mit unseren Jeans und Pulli nicht zwischen den Business-Leute passten, fiel sofort ins Auge. Das Ambiente war gediegen und wir machten, dass wir auf unser Zimmer kamen. Nach dem ersten “Wow-Moment” kam dann aber die Ernüchterung. Das Hotel war so, wie der größte Teil der Stadt: Irgendwann wars mal schön, aber wenn man nichts pflegt und mal renoviert, dann sieht es nach all den Jahren… ranzig aus.

Als wir unsere Urlaubsfotos das erste Mal durchgeschaut haben, waren wir überrascht, wie gut alles doch auf den Fotos von Newcastle ausgesehen hatte. In der Tat sieht man nicht die abgeblätterten Ecken, die Kaugummis, die überall klebten, den Müll der oft herumlag und man riecht auch nicht die vielen Menschen, die sich in allen möglichen Ecken und Winkeln erleichtert hatten. Für uns war es okay, sich die Stadt mal angeschaut zu haben, zumal wir ein wirklich tolles Restaurant gefunden haben, aber noch mal müssen wir nicht dort hin. Positiv sei zu vermerken, dass sich etwas tut. An vielen Ecken wird gebaut und renoviert und der Bereich um die Universität und auch Blackfriars sind echte Oasen der Wohltat in der Stadt. Bezeichnend fanden wir auch, dass in dem Prospekt in unserem Hotelzimmer als größte Attraktion der Stadt das riesige Einkaufszentrum genannt wurde. Und wirklich: Wir haben fast einen ganzen Tag dort zugebracht, aber mehr aus der Not heraus, weil wir sonst schon so ziemlich alles abgeklappert hatten.

Schade eigentlich, aber eine Übernachtung hätten wir uns da mindestens sparen können.

Eine positive Überraschung war der Bereich um Blackfriars, eines alten Klosters, von dem aber nur noch einige Fundamente und ein Wirtschaftsgebäude stehen. Der Innenhof war geradezu idyllisch und man konnte vergessen, dass man sich in einer Großstadt befindet.

Falls es euch also mal irgendwann dorthin verschlagen sollte: Schaut euch das Kloster an und geht unbedingt im Restaurant essen. – Wenn ihr überlegen solltet extra dort hinzufahren: Tut es nicht.

Und wie immer noch ein paar Impressionen. Wie gesagt, auf den Fotos sieht es ganz schön aus, das Wetter hat sicherlich auch einen großen Teil dazu beigetragen.

Collage Newcastle

Urlaubsimpressionen – Teil 6: Wird das Auto sterben?

Nach einer letzten Nacht im Lake District und einem gewohnt sehr britischem Frühstück wollten wir unsere nächste Station anfahren: Newcastle-upon-Tyne. Ein Problem gab es da allerdings: Ich hatte vergessen, was wir tanken mussten. Diesel oder Unleaded – das war hier die Frage. Der Schatz meinte, es müsse “unleaded” sein, also Benzin, aber sicher war er sich nicht. Die (wirklich sehr nette) Inhaberin des Bed & Breakfasts, Pat, konnte uns auch leider nicht weiterhelfen, gab uns aber den Tipp in einer Werkstatt vorbeizufahren. Ich habe dann aber doch beim Autovermieter angerufen und der konnte mir auch sofort weiterhelfen. Nachdem wir – wie vermutet – “unleaded” getankt hatten, deckten wir uns mit Proviant ein und dann ging es aus dem Lake District heraus. Wir hatten vorher die Landkarte studiert und zwei Wege als die wahrscheinlichsten herausgesucht, beide führten über den Motorway, also die britische Autobahn. Trotzdem verließen wir uns dann doch auf unser Navi. Das führte uns aber natürlich nicht über die einfachen Wege, sondern mitten durch übers Land… So haben wir eine Menge von der Landschaft zwischen dem Lake District (Nord-Westen) und Newcastle (Nord-Osten) gesehen, aber vor Allem haben wir Blut und Wasser geschwitzt.

Das Auto hat den Weg über ganz schön geächzt, ging es doch Berghoch über Serpentinen und ein Corsa ist nun mal eher ein Stadtauto.

Mein Schatz hat einige Male geflucht, vor Allem wenn einem in ~ 180°-Kehren bergauf auch noch ein LKW oder ein Bus entgegenkam. Eine Situation, die wir mehrfach hatten. Außerdem hat er ein neues Wort erfunden: Straßenbauer-Tourette. 😀 Und das sieht so aus:

11NorthumberlandAuf der Straße davor uns danach waren etliche Kilometer nur geradeaus zu fahren…

Wir waren sehr froh, als wir in einem Stück in Newcastle ankamen, das Auto noch funktionierte und wir auch direkt unser Hotel fanden. Doch davon gibt es später mehr…

Urlaubsimpressionen – Teil 5: Seen sehen

Nach der Metropole und der “Kleinstadt” sollte es jetzt aufs Land gehen – in den Lake District. Dieser liegt im Nordwesten Englands direkt an der schottischen Grenze und ist eine der Top-Adressen für Briten um Urlaub zu machen. Demnach ist es dort zwar ländlich, aber alles andere als ruhig. Wir waren jedoch in der Vorsaison da und haben nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Menschenmassen bekommen, da wir über ein verlängertes Wochenende dort waren.

Doch zunächst mussten wir irgendwie dort hinkommen. Dazu haben wir unser Fortbewegungsmittel gewechselt. Doch eins nach dem Anderen. Erst einmal fuhren wir mit dem Zug von Warwick über Birmingham nach Manchester. Nun galt es unser neues Fortbewegungsmittel aufzustöbern. Die Wegbeschreibung war nämlich… nicht ganz eindeutig. Aber schließlich haben wir dann doch das wenig einladende Gelände gefunden und nach einigem Hin und Her konnte mein Schatz sich auf die “falsche” Seite setzen und losfahren:

08 Lake DistrictIs er nicht schnuckelig, der Vauxhall Corsa? 🙂

Glücklicherweise kamen wir außerhalb der Hauptverkehrszeiten an, so dass es auf den Straßen relativ leer war. Unser Navi hat uns dann auch zügig auf den richtigen Motorway geführt und mein Schatz konnte das fahren auf der “falschen” Seite in aller Ruhe verinnerlichen. Eigentlich wollten wir auf dem Weg noch die eine oder andere Pause machen, aber wir waren so schnell im Lake District, dass wir dann doch lieber erst direkt zu unserem Bed & Breakfast in Keswick weitergefahren sind.  In Keswick angekommen parkten wir, drehten eine kleine Runde durch die Innenstadt und aßen Fish & Chips (die leider nicht besonders gut waren…). Nach dem Einchecken in das wirklich niedliche Bed & Breakfast hatten wir nicht mehr wirklich den Elan noch großartig uns was anzuschauen und sind sehr früh eingeschlafen.

Passend zu meinem Geburtstag wurden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach einem mal wieder typisch britischem Frühstück sind wir in Richtung Küste aufgebrochen. Den Tag über besichtigten wir dann Maryport und Whitehaven, kleine Städte direkt an der Küste. Leider war gerade Ebbe, so dass wir nicht viel Wasser gesehen haben, aber ein kleiner Strandspaziergang war trotzdem möglich. Da wir noch so viel Zeit hatten, sind wir dann noch in den “The Lake District Wildlife Park” gefahren. Ein sehr schöner und teilweise auch weitläufiger Zoo. Viele Gehege sind neue und damit sehr geräumig, es stehen nur zwischendrin noch einige alte, etwas beengte Gehege. Da aber kräftig gebaut wurde, sollten diese auch bald Geschichte sein.

Abends wollten wir dann Essen gehen. Irgendwie konnte ich mich aber nicht entscheiden, eigentlich wollten wir ins “Dog & Gun” aber dort war es – wie sonst auch überall – proppenvoll. Nach einigem Hin und Her sind wir dann im Restaurant des Hotels “The Kings Arms” gelandet. Wir haben lecker gegessen und den Abend dann mit einem Stadtbummel gemütlich ausklingen lassen.

Der nächste Tag stand wieder im Zeichen der Kultur. Wir fuhren nach Carlisle und haben uns nicht nur die dortige Burg “Carlisle Castle” angeschaut, sondern auch noch das Tullie House (ein Museum mit Galerie) die Carlisle Cathedral und die Innenstadt.

In der Burg gibt es (mal wieder) ein Regimentsmuseum, dieses Mal das der “Kings own Royal Border Regiment”, außerdem kann man einen Teil der alten Gebäude besichtigen. Selbstverständlich gibt es hier eine Ausstellung zu den Kriegen der Schotten (Bonnie Prince Charlie) gegen die Engländer (Duke of Cumberland) und der Schlacht zu Culloden (bei der die Schotten vernichtend geschlagen wurden) . Außerdem konnte man sich noch die Kellergewölbe anschauen, die teilweise als Gefängnis/ Kerker benutzt wurden. Ein Raum ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Dort findet man in einigen Steinen große Löcher von mehreren Zentimetern Tiefe. Ein Schild wies darauf hin, dass hier Gefangene auf ihre Hinrichtung gewartet haben, teilweise mehrere Wochen lang. Es gab kein Fenster, also war es hier unter der Erde stockfinster. Die Menschen überlebten nur, indem sie Kondenswasser von den Steinen leckten! Wie viele Menschenzungen braucht es um Riesenlöcher in massiven Stein zu lecken? Mit dem Gedanken an all die todgeweihten Menschen, tritt man mit einem seltsamen Gefühl wieder in den strahlenden Sonnenschein.

09 Lake DistrictNach einer kleinen Pause ging es dann durch eine Unterführung (die in Großbritannien “Subway” heißen im Gegensatz zu der U-Bahn, die man “Underground” nennt) zum Tullie House. Dies ist ein Museum, in dem die Geschichte der Region gezeigt wird, von den Römern (die Ausstellung dazu ist übrigens grandios, ich habe sowieso selten so gelungene Ausstellungen gesehen, wie in Großbritannien) bis zur jüngeren Vergangenheit. Außerdem gibt es eine wahnsinnig große Galerie mit lokalen KünstlerInnen aller Epochen. In einem Raum waren Bilder ausgestellt, die man auch kaufen konnte. Leider hätte ich nicht gewusst, wie wir ein Bild heil nach Hause bekommen sollten, dabei gab es dort zwei, drei Bilder, die mir wirklich gut gefallen haben. Im gesamten Museum war das Fotografieren verboten.

Wieder zurück in die Sonne machten wir uns auf Richtung Innenstadt und kamen an der örtlichen Kathedrale vorbei. Der Eintritt ist kostenfrei, möchte man aber fotografieren wird man gebeten eine Ein-Tages-Lizenz für 1 GBP zu kaufen. Die Kirche ist berühmt für seinen Sternenhimmel. Bevor ich diesen lang und breit beschreibe, zeige ich euch doch einfach mal ein Foto:

10 Lake District

Schön, oder? Wenn man genau hingesehen hat, konnte man erkennen, dass der “Himmel” aus einzelnen Brettern bestand.

Ihr werdet sicher verstehen, dass wir von diesem Tag wie erschlagen zurückkamen und uns nur noch (unter einigen Schwierigkeiten) Sandwiches organisierten um dann in unserem Zimmer zu essen und im Handumdrehen einzuschlafen.

Nachdem wir uns am Vortag die Füße plattgelaufen hatten, wollten wir diesen Tag ruhiger angehen lassen. Also sind wir in Keswick geblieben und gemütlich spazieren gegangen. Leider ist mir unterwegs das Blasenpflaster halb abgegangen und ich habe mir direkt eine große Blase gelaufen. Also sind wir zwischendurch wieder zurück zum Bed & Breakfast gelaufen. Abends waren wir dann indisch essen. Wir gehen hier in Deutschland auch ab und an mal indisch essen, aber das indische Essen hier und in Großbritannien ist nicht zu vergleichen. In Großbritannien ist es um Längen besser – aber meist auch pikanter/ schärfer gewürzt.

An unserem letzten Tag im Lake District haben wir den südlichen Teil erkundet. Der nördliche Teil ist ein wenig rauer, die Berge schroffer (ob sie unbedingt höher sind, weiß ich gar nicht) und die Besucher sind hauptsächlich Hundebesitzer, Wanderer und Aktiv-Urlauber (Mountainbiking…). Im Süden haben wir sehr viele ältere Menschen und solche, die es ruhiger angehen lassen wollen, gesehen, so eher die Ausflugsdampfer-Gesellschaft. Wir fuhren nach Windermere und parkten auf dem ersten Parkplatz, den wir gefunden haben – im Nachhinein ein großer Fehler. Denn nachdem wir bereits einige Minuten gelaufen waren, fanden wir das Hinweisschild “See 1 1/2 Meilen”. Am See angekommen verkündete der Schatz (der am Vortag Geburtstag hatte): “Wir sind jetzt alt, wir dürfen auch Schiff fahren!” Also haben wir eine Ausflugsdampfer-Tour über den halben See gemacht. 🙂

Die Fahrt war ziemlich windig aber schön und tat unseren mittlerweile schmerzenden Füßen gut. Das Problem war nur, dass wir lediglich für 4 Stunden ein Parkticket gelöst hatten und man überall von dem harten Durchgreifen bei Parksündern hört. Dementsprechend nervös war ich, als wir vom Schiff wieder herunterkamen und das Ticket fast abgelaufen war. Das Problem an der Sache war: Die ca. 2 Meilen, die wir vorher bergab gelaufen waren, mussten wir jetzt wieder bergauf laufen… Durchgeschwitzt und völlig fertig kamen wir am Auto an, nur um festzustellen, dass alles okay war und weit und breit niemand irgendwas kontrollierte… An eine Weiterfahrt war natürlich nicht zu denken und so sind wir wieder zurückgefahren und haben uns erst einmal eine Dusche und frische Klamotten gegönnt.

Gegen Abend wollten wir noch einmal versuchen in einem der gut besuchten Pubs etwas zu essen. – Es war Sonntag Abend und die vorher so überfüllte Stadt war leer. Wir haben vielleicht 10 andere Menschen gesehen, wenn überhaupt. Was ein krasser Gegensatz! Natürlich haben wir direkt einen Platz in einem Pub bekommen und dort wirklich sehr gut gegessen. Überhaupt war das Essen in unserem Urlaub tadellos. Selbst die fertigen Sandwiches konnte man sehr gut essen, sie werden tagesfrisch angeboten, es ist für jeden Geschmack etwas dabei und man kann sie auf keinen Fall mit den lieblos zusammengeklatschten Dingern vergleichen, die hier angeboten werden. Überhaupt gibt es so ziemlich überall eine gute Auswahl an Essen, ob “gutbürgerliches” Pub Food (das häufig regional und/ oder Bio ist), Snacks oder “richtiges” Essen im Restaurant. Es gibt selbst Systemgastronomie abseits der Fastfood-Tempel, die man hier aus Deutschland kennt und die bieten gesundes und leckeres Essen an. Da kann sich die Essenskultur in Deutschland mehr als nur eine Scheibe von abschneiden.

Collage Lake District

Urlaubsimpressionen – Teil 4: Goodbye London (Luke Jackson)

Vom Bahnhof Marylebone aus ging es Richtung Norden, zu unserem Kontrastprogramm: Warwick.

Eine Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern (im Vergleich dazu: London hat etwa 8,3 Millionen Einwohner in der Stadt und im Einzugsgebiet etwa 11,9 Millionen), die über einen schönen alten Ortskern verfügt und eine Burg, die “kreativerweise” Warwick Castle heißt. Zunächst hatten wir vor, uns die Burg anzuschauen, aber sie wurde vor einiger Zeit von der Firma “Madame Tussaud’s” gekauft und in eine Art Burgen-Disneyland verwandelt. Mit Kindern würde es sicherlich Spaß machen, dort hinzugehen, aber wir haben uns dagegen entschieden und lieber die Stadt selber erkundet.

Die Zugstrecken in Großbritannien sind auf Initiative von Margaret Thatcher privatisiert worden, so wie es hier auch teilweise der Fall ist. Man kann zwar über ein zentrales Portal im Internet die Fahrscheine buchen, je nach Region fährt man aber mit einer anderen Bahngesellschaft. Vor dem Urlaub habe ich viel negatives über das Bahnfahren in UK gelesen. Wir haben unsere Fahrscheine aber weit im Voraus gebucht (= günstiger) und sind außerhalb der Stoßzeiten (= pünktlicher + entspannter) gefahren und können nichts negatives berichten. Die Wagons waren sauber, das Gepäck konnten wir problemlos unterbringen, die Angestellten waren – wie üblich – höflich und die anderen Fahrgäste ebenfalls zurückhaltend.

In Warwick angekommen, war uns dennoch nach Gepäck loswerden, Duschen und Umziehen zu Mute. Doch zunächst mussten wir vom Bahnhof (der ganze 2 Gleise hatte!) aus zu dem Pub laufen, in dem wir ein Zimmer gebucht hatten. Das hieß gute 20 Minuten bei brennender Sonne und bergauf mit dem ganzen Gepäck über oft unebenen Boden laufen. So waren wir wirklich heilfroh, als das “Rose & Crown” in Sicht kam. Wir checkten ein und stellten fest, dass die Bedienung, die uns unser Zimmer zeigte, aus Norddeutschland stammte! Sie sagte uns auch sofort, dass es am Abend Live-Musik geben sollte. Wir richteten uns in dem sehr großzügigen und renovierten Zimmer ein, machten uns frisch (wie man so schön sagt) und brachen zu einem Rundgang in der Stadt auf.

Die Stadt ist wirklich sehr schön und es gibt eine Menge alter Gebäude. J.R.R. Tolkien (der in dieser Stadt geheiratet hat) soll hier einige Inspiration für sein Meisterwerk “Herr der Ringe” gefunden haben. So soll Edoras an die Altstadt angelehnt sein und Minas Tirith hat das Castle als Vorbild. Außerdem gibt es das Buch “Guy of Warwick” in dem es einige Parallelen zum Herrn der Ringe geben soll. – Wenn dies Tatsachen entspricht, kann ich nur sagen: Ich kann es verstehen. Es ist eine wirklich schöne alte Stadt mit verwinkelten Gässchen neben modernen Straßen. Wir landeten in “The Mill Garden”, einem privaten, aber (wie in England sehr oft anzutreffenden) öffentlich zugänglichen Garten. Gegen einen Betrag in Höhe von 2 GBP pro Person, die laut Tafel an gemeinnützige Organisationen gespendet werden, besichtigten wir dann einen richtigen englischen Garten.

Collage Mill Garden WarwickIst er nicht schön? Man hatte einen direkten Blick auf das Castle und auf eine alte, verfallene Brücke. Der Garten hatte seinen Namen daher, dass auf dem Gelände früher eine Straße zur örtlichen Mühle geführt hat. Straße und Mühle sind aber schon lange nicht mehr vorhanden, aber dafür dieser hübsche Garten.

Der Rest der Stadt ist auch sehr hübsch, das konnten wir dann noch am Rest des Tages und am Folgetag (dem einzigen übrigens mit wirklich schlechtem Wetter) überprüfen. Wir machten eine kleine Museumstour und schauten uns das Stadtmuseum von Warwick an. Neben einigen netten Ausstellungsstücken zum Thema Natur und Historie der Region war auch dieser Wandteppich ausgestellt. Davon wurden insgesamt 4 Stück hergestellt – für jede Himmelsrichtung einer. Ein Riesending, wie ihr seht.

06Warwick

Das Besondere ist aber, dass es sich um eine Landkarte handelt. Hier mal ein Ausschnitt.

07WarwickIch möchte gar nicht wissen, wie lange es gedauert hat um so einen Wandbehang herzustellen!

Weiter ging es zum Lord Lancaster Hospital. Ein Gebäude, das nie als Krankenhaus benutzt wurde, sondern erst als Gildehaus für Handwerker verschiedenster Zünfte und dann als “Altersruhesitz” für Veteranen. Das Regiment der “The Queen’s own Hussars” erhält dieses Gebäude bis heute zusammen mit dem aktuellen Lord Lancaster und betreibt ein Regimentsmuseum.

Auch hier gibt es ein paar gesammelte Impressionen:

Collage Lord Lancaster Hospital Warwick

Vor dem Regen haben wir uns dann noch in das älteste Gebäude der Stadt verzogen – eine süße Teestube in der wir leckeren Tee mit Apple Pie und Clotted Cream genossen.

Die Live-Musik am Abend zuvor war übrigens sehr gut, die Stimmung ausgelassen, das Bier kühl und das Abendessen sehr lecker. Wenn es euch mal nach Warwick verschlagen sollte, kann ich euch das “Rose & Crown” direkt am Marktplatz nur empfehlen. Und damit beende ich den Bericht über Warwick mit mehr Bildern:
Collage Warwick

Urlaubsimpressionen – Teil 3: Sunday (Bloc Party)

Zwar waren wir am Abend vorher nicht aus, aber etwas zerschlagen fühlten wir uns trotzdem. Auch das – leider etwas spärliche – Frühstück konnte uns nicht wacher machen.

Trotzdem hatten wir keine Zeit zu verlieren und so ging es so schnell wie möglich in die Stadt.

Übrigens: Wir hatten uns übrigens im Voraus die sog. “Oyster Cards” geholt, das sind Karten, die man vorab aufladen kann und dann beim Betreten/ Verlassen der U-Bahn einfach über einen Scanner zieht. Da es einen täglichen Höchstbetrag gibt, nach dessen Erreichen man quasi kostenfrei U-Bahn fährt, sind wir mit 20 GBP für 2 1/2 Tage perfekt ausgekommen. Ich kann das also nur empfehlen.

Der zweite Tag war noch hektischer als der erste. Wir sahen uns die typischen Touristenattraktionen an:

  • Victoria Station
  • Buckingham Palace
  • Green Park
  • Wellington Memorial
  • War Memorials
  • Hyde Park/ Speakers Corner
  • Marble Arch
  • Hard Rock Café (allerdings nur im Laden, das Restaurant war noch nicht geöffnet)
  • Twinings Tea (mit kleinem Tee-Museum im hinteren Teil, sehr schöner, alter und traditionsreicher Laden mit einer großen Auswahl an Teesorten.)
  • Sherlock Holmes-Museum – wenigstens dran vorbeigelaufen, denn die Schlange vor dem Museum war uns eindeutig zu lang.
  • House of Parliament
  • London Eye – nur von außen, ich bin nicht schwindelfrei.

Zum Abschluss des Tages waren wir – mit erneut plattgelaufenen Füßen, völlig kaputt und mit Sonnenbrand dann bei GBK (Gourmet Burger Kitchen) essen. Wenn ihr in London seid, Fleisch esst und Burger mögt: Geht dort essen! Wir fanden es so lecker, dass wir in diesem Urlaub zwei Mal dort waren.

Und hier noch eine Collage von den Orten, an denen wir in London waren:

Collage LondonDa es am nächsten Morgen zu unserem nächsten Ziel weitergehen sollte, hier schon mal unser Fazit:

London ist riesig. London ist so riesig, dass man nicht fassen kann, wie riesig. Die Stadt ist laut, hektisch und die Menschen sind alle mit sich selbst beschäftigt. Die U-Bahn ist windig, alt und klapprig. Außerdem sind die Bahnen, die auf den alten Strecken fahren, so niedrig, dass mein nun mal großgewachsener Schatz dort nicht aufrecht stehen konnte.

Es gibt eine Menge zu sehen und zwar so viel, dass wir nicht mal das bisschen geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten. London ist auf jeden Fall ein Erlebnis, unserer Meinung nach eine Stadt, die man mal gesehen haben sollte. Wir werden auf jeden Fall noch mal wiederkommen und den Rest unserer Liste abhaken.

Urlaubsimpressionen – Teil 2: London calling (The Clash)

Im Morgengrauen wurden wir vom Vater meines Schatzes abgeholt und zum Flughafen gebracht. Wie bei jeder Flugreise, die ich bisher gemacht habe, waren wir viel zu früh und haben noch die Zeit totgeschlagen. So haben wir den gesamten Flughafen gesehen und dann war noch etwas Zeit zu lesen (ich) bzw. zu schlafen (der Schatz). Doch dann ging es endlich los. Der Flug war wie erwartet: Ohne besondere Vorkommnisse und ruhig.

Gelandet sind wir in Heathrow. Und ich kann nur sagen: Dieser Flughafen ist unfassbar groß (und dabei ist es nicht mal der größte Flughafen in Europa!) und wir haben uns die Füße plattgelaufen. Allein bis zu unserer ersten Station, der Passkontrolle, sind wir über 10 Minuten gelaufen! Dort kamen wir dann auch direkt mit der Gardedisziplin der Briten in Kontakt: Schlange stehen. Selten habe ich eine so entspannte Reihe von Menschen gesehen, die anstehen. Kein Gedrängel, keine Unruhe, kein Gemotze. Von den Zollbeamten dort war übrigens niemand, der annähernd “englisch” aussah zugegen. Willkommen in einer Multi-Kulti-Stadt. – Punkt zwei, der mir gefallen hat.

Heathrow ist der einzige der Londoner Flughäfen, der direkt an das U-Bahnnetz angeschlossen ist. Dementsprechend konnten wir, nachdem wir unsere Pässe vorgezeigt und unser Gepäck abgeholt hatten, relativ entspannt in eine der U-Bahnzüge einsteigen, die uns zunächst zur Victoria-Station bringen sollten. Einziger Wermutstropfen war die Masse an Leuten, die mit uns in die Züge wollte. Vor Allem, weil es sich um eine Gruppe von Leuten handelte, wegen der wir so schlecht ein Zimmer bekamen… Aber dazu später mehr. In der Bahn ergattern wir zwei der raren Sitzplätze und lernen, dass es Dinge in Reiseführern gibt, die stimmen: Man vermeidet in der Tube um jeden Preis Blickkontakt. Da es sehr voll ist, starren also alle gezielt 1 cm an allen anderen vorbei ins Leere. Geredet wird nur von ausländischen Fahrgästen, die Briten sind – abgesehen von einigen halblauten Bemerkungen – still.

Etwa eine halbe Stunde später haben wir den riesigen Bahnhof erreicht. Victoria Station ist der erste richtige Ort in London, den wir sehen.

01LondonWir sind ein wenig von der Größe geflasht, beschließen aber die Gegend etwas zu erkunden, was sich im Nachhinein als schlechte Idee herausstellt. Denn hungrig, kaputt und nicht mit der besten Laune landen wir schließlich bei einer internationalen Fastfood-Kette und essen dort Sandwiches. Nachdem wir etwas zur Ruhe gekommen waren, beschlossen wir, unser Gepäck doch erst mal zum Hotel zu bringen, uns zu duschen, umzuziehen und die Erkundung der Stadt noch mal in Angriff zu nehmen.

Unser Hotel liegt im District of Lambeth – nicht die beste Gegend, aber wir wollen ja nicht dort hinziehen. Glücklicherweise fahren die U-Bahnen in London im 2-Minuten-Takt, so dass wir trotz weiter Strecke verhältnismäßig schnell wieder in der Stadt sind. Mit deutlich besserer Laune gabs dann die erste Sightseeing-Tour:

02London

London03Als wir uns dem Picadilly Circus näherten, fanden wir den Grund für die Hotelzimmer-Probleme und die volle U-Bahn wieder:

04LondonIch gebe euch nur ein Stichwort: Championsleague-Finale. BVB gegen Bayern München… Es gibt so Momente, da beginnt das Fremdschämen. Natürlich waren auch viele vernünftige Fans dort, aber manche benahmen sich… nicht gut. Was mir in der Zeit auch aufgefallen war, waren größere Gruppen von Franzosen, so im Oberstufen-Alter, manchmal auch etwas drüber, die sich schlimmer als die Deutschen benommen haben. Betrunken in der U-Bahn zu pöbeln oder sich durch Menschenmengen den Weg mit dem Ellenbogen zu bahnen fand ich persönlich jetzt nicht sehr angenehm. Die Deutschen haben wenigstens “nur” Fangesänge angestimmt und ein wenig zu laut gefeiert. Die Briten haben alles im Übrigen stoisch hingenommen und sich ihren Teil gedacht.

Wie dem auch sei. Wir machten, dass wir wegkamen und schlenderten recht gestresst (der Londoner an sich hat scheinbar keine Zeit und daneben auch vergessen, wie man lächelt…) über die volle Regent Street. Carnaby Street war natürlich auch ein Ziel, aber auch hier war es voll und es war eher ein Fall von “können wir auf unserer Liste abhaken” als wirkliches Interesse. Also sind wir wieder in die Tube gestiegen und haben uns aufgemacht zum…

05LondonWohl früher ein Drogenumschlagsplatz, haben sich in der Gegend mittlerweile viele Künstler und Alternative angesiedelt. Der Markt findet jeden Samstag statt, ist hoffnungslos überlaufen und man sollte bei einigen Ständen nicht unbedingt nach der Herkunft der Dinge fragen, aber nichtsdestotrotz würde ich gern wieder dort hinfahren. Man findet viele 2nd-Hand-Läden und -Stände, ungewöhnliche, Ramsch- und Antiquitätenläden, sowie eine Menge Bäckereien, Cafès und Fresstempel. In einer Seitenstraße an einer Unterführung haben wir superleckere Wraps mit Couscous und Lammkebabs gegessen, dabei auf dem Boden gesessen und uns von der Sonne bescheinen lassen. Vorher hatten wir noch irre leckere Cupcakes mit einem erwartungsmäß sehr süßem, aber leckeren Frosting.

Da die Portobello Road sehr lang ist, waren unsere Füße danach plattgelaufen und wir beschlossen uns das Championsleague-Finale entgegen unserer ursprünglichen Pläne nicht in einem Pub, sondern von dem Bett in unserem Hotelzimmer aus zu schauen. Der Tag endete dann ziemlich schnell und über Schlaflosigkeit konnten wir uns wirklich nicht beschweren…