Buchrezension: Neil Gaiman – American Gods

Bevor es diesen Blog in seiner jetzigen Form gab, habe ich verschiedenste Rezensionen veröffentlicht. Leider sind die Texte bei einem Systemabsturz gelöscht worden und ich hatte natürlich keine Sicherung gemacht. Wie dem auch sei. Es gibt einen Neustart.
Ich rezensiere, was mir über den Weg läuft. Bücher, Hörbücher, Hörspiele, Spiele, etc.pp.
Natürlich gilt auch hier der Hinweis, den du an der Seite findest: Ich bezahle alles selber. Sollte das irgendwann nicht der Fall sein, weise ich dich darauf hin.

Heute also ein episches Werk der Gegenwartsliteratur: American Gods.

Aus der literarischen Vorlage wird aktuell eine Serie gemacht, die du über amazon prime anschauen kannst.

Von dieser Geschichte gibt es mittlerweile verschiedene Versionen. Ich habe diese gelesen:

Autor: Neil Gaiman
Titel: American Gods – The war had begun and nobody saw it. (10th Anniversary Edition)
Verlag: William Morrow
Erscheinungsjahr: August 2016
Seiten: 750

Über den Autor

Neil Gaiman hat in seinem Leben schon einiges geschrieben. Seine Werke sind hauptsächlich im Bereich Horror, (Dark) Fantasy und Science Fiction angesiedelt und haben eine ganz eigene Bildsprache.
Oft sind die Geschichten des 1960 geborenen Briten düster und voller Sex und Gewalt. Sicherlich also nichts für jeden. Vielleicht kann man seinen Stil als eine Art (noch) dunklere Version von Tim Burton beschreiben.
Sehr bekannt wurde seine Serie “Sandman Chronicles”, die ich selber auch gern lese. Hierbei handelt es sich um Graphic Novels, in denen gefühlt alle Vorräte an schwarzer Farbe von DC-Comics dran glauben mussten. (Und der Verlag hat davon eine ganze Menge. Immerhin erscheinen dort auch so Formate wie “Batman” oder “Watchmen”)
Seit 2011 ist er mit der Sängerin Amanda Palmer (“The Dresden Dolls” bzw. seit Jahren solo unterwegs) verheiratet und lebt mit ihr und dem gemeinsamen Sohn in den USA.

Inhaltsangabe

Shadow sitzt im Gefängnis. Er wird vorzeitig entlassen und hat nur noch ein paar Tage, die er überstehen muss. Dann kann er endlich wieder zu seiner geliebten Ehefrau Laura zurückkehren. Aber irgendwas ist seltsam. Es liegt so eine merkwürdige Stimmung in der Luft, als wenn in Kürze ein Sturm losbrechen wird.
Und dann wird er zum Gefängnisdirektor gerufen: Seine Frau ist gestorben und er wird deswegen ein paar weitere Tage früher entlassen.

Auf dem Heimweg gerät er an den seltsamen Mr. Wednesday, der ihn offensichtlich kennt. Shadow ist ihm jedoch noch nie begegnet. Mr. Wednesday ist gut mit Worten – merkwürdig gut. Eigentlich ist gerade alles zu seltsam für Shadow; trotzdem lässt er sich von Mr. Wednesday rekrutieren. Als Bodyguard, Chauffeur, Mädchen für alles. Denn es scheint so, als ob er ihn sowieso nicht mehr loswird.
Auch der Tod seiner Frau birgt einige Seltsamheiten. – Und nicht nur der Tod an sich, sondern auch das Leben danach.
Für Shadow beginnt so ein skuriller Roadtrip voll mit Göttern, wandelnden Toten und jede Menge Sex, Drugs und irgendwie auch ein bisschen Rock’n’Roll.

Meinung

Dies ist nicht das erste Buch, dass ich von Neil Gaiman gelesen habe. Ich mag seinen Schreibstil, der sofort Bilder vor meinem inneren Auge entstehen lässt, ohne durch zu viele Details zu langweilen.

Er versteht es meisterhaft den Leser im Dunkeln tappen zu lassen. Man begleitet den ahnungslosen Shadow auf seiner Reise und bekommt ungefähr so viele Bruchstücke mit, wie dieser. Dazwischen mischen sich Traumsequenzen, die Leser und Hauptperson gleichermaßen ratlos zurücklassen. Definitiv eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss. Man muss darauf vertrauen, dass am Ende alle Fäden zusammenpassen.

Der Titel “American Gods” ist Programm: Es finden sich Anspielungen und Hinweise auf Götter und Mythengestalten aus Pantheons der ganzen Welt. Dies beginnt bei bekannten Gottheiten und endet bei Gottheiten, die auch jemand, der sich damit beschäftigt hat, durchaus nachschlagen muss. Alles in Allem hat Gaiman generell ein Faible für übernatürliche Wesen in all ihren Facetten.

Die eine oder andere Logiklücke habe ich in dem Buch entdeckt, konnte aber trotzdem gut darüber hinweg lesen. Die Geschichte erzeugt beim Lesen tatsächlich eine Atmosphäre wie kurz vor einem Sturm. Ständig das Gefühl, dass es gleich losgeht, Ständig das Gefühl, irgendwas lauert da kurz außer Sichtweite.

Zu der aktuellen amazon-Serie gibt es eine Reihe Gemeinsamkeiten aber auch viele Abweichungen. Ich habe mir das Buch jedenfalls nicht durch die Serie kaputtgemacht – oder andersherum. Liegt sicherlich auch daran, dass Gaiman an der Serienproduktion beteiligt ist. Natürlich haben mir Details im Buch besser gefallen als in der Serie oder umgekehrt. Alles in allem ist die Adaption aber sehr gelungen.

Fazit

Das lässt sich kurz zusammenfassen: Ein echter Gaiman. Man muss sich auf scheinbar zusammenhanglose Sequenzen einlassen, die oft erst in der Retrospektive einen Sinn ergeben. Außerdem macht es das Lesen schöner wenn man sich mit verschiedenen Götterwelten auskennt. Dann erkennt man oft Charaktere schon beim ersten Auftritt.
Definitiv kein Buch für Kinder und Erwachsene, die sonst eher bei der “leichten Literatur” zu finden sind.