Jahresrückblick 2020

Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt einen Jahresrückblick machen soll – aus den bekannten Gründen war das ein Jahr, dass ich gedanklich gern streichen würde. Irgendwie war mir aber nach einer Art Vollständigkeit und deswegen habe ich mich nun doch dafür entschieden. Vielleicht ist es auch, dass ich hier in einigen Jahren noch mal näher nachvollziehen möchte, was dieses Jahr mit mir gemacht hat.

Dieses Mal möchte ich den Rückblick aber etwas weiter fassen. Denn abseits von all der Handarbeit ist einiges passiert.

Deswegen gibt es dieses Mal ein paar zusätzliche Kategorien und nicht den allgemeinen Faserverzückten Jahresrückblick von distelfliege, wie sonst, sondern nach Stichworten, die mir so einfallen in alphabetischer Reihenfolge:

Arbeit

Wie du vielleicht weißt, arbeite ich im sozialen Bereich in der Verwaltung. Nach einer fiesen Grippe im Februar wurde ich direkt im Frühjahr, mit Eintritt des Shutdowns krank. Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Fieber, Atemprobleme. Eine Woche hat es gedauert, bis meine Hausärztin einem Test zugestimmt hat. Mitte der 2. Woche dann kam das Testergebnis: Negativ. Es war also wahrscheinlich eine normale Grippe oder ein schwerer grippaler Infekt. Die 2 Wochen AU habe ich daher komplett wahrgenommen und habe mich so gut es ging, erholt.

Als ich zur Arbeit zurückgekehrt bin, hatte ich das Gefühl, vor eine Mauer zu laufen. Die sonst so belebten Flure waren still, alle Bürotüren geschlossen. Alle trugen Masken und die allgemeine Stimmung schwankte zwischen hektischer Betriebsamkeit und Schockstarre. Gefühlt alle paar Stunden kamen neue Verordnungen und Regeln, die sofort umgesetzt werden mussten. Es war auf keinen Fall die Arbeitsstelle, die ich vorher kennengelernt hatte. Allen war da schon bewusst, dass das kein Sprint wird und wir mindestens den Rest des Jahres eine Ausnahmesituation haben werden.

Kornblume im Garten

Über den Sommer entspannte sich die Stimmung vorsichtig. Wohl auch, weil wir zwar unter den Mitarbeitenden vereinzelt positive Fälle hatten, aber alle Bewohner verschont blieben.

Es wurde kreativ daran gearbeitet, Angebote zu konzeptionieren und auf andere Art und Weise in die Gruppen zu bringen. Die Maskenpflicht wurde etwas gelockert: Draußen musste nun keine mehr getragen werden. Außer, man unterschreitet den Mindestabstand von 1,50 m. Ein im Ort gestrandeter Zirkus hatte einen Auftritt auf unserem Innenhof, es wurden Musikgruppen eingeladen, die Open-Air-Konzerte gaben und man atmete vorsichtig, aber kollektiv durch.

Gleichzeitig wurde in der Verwaltung so vieles möglich gemacht: Technik wurde angeschafft, für die jahrelang kein Geld dagewesen war. Für viele wurden “Telearbeitsplätze” eingerichtet. Es tat sich etwas.

Im Herbst war uns dann wieder früh klar, dass der Winter hart werden wird. Die täglichen Fallzahlen wurden per E-Mail-Verteiler an alle geschickt. Wir mussten wieder Veranstaltungen verschieben, umorganisieren oder ganz absagen. Parallel arbiteten wir daran, eine E-Learning-Plattform an den Start zu bringen um wenigstens den gesetzlichen Forderungen Rechnung zu tragen. Meine Chefin in Vertretung war dort federführend.

Spätestens im Oktober war allen klar, dass bis Ende Dezember in Sachen Fortbildungen wieder nichts wie geplant laufen würde. Meine eigentliche Chefin kehrte aus der Elternzeit zurück und meine Chefin in Vertretung fand einen anderen Job. Die bestehende Lücke in Sachen E-Learning versuche ich nun auszufüllen und arbeite aktuell daran, dieses im gesamten Haus zu implementieren. In einem Haus voller Mitarbeitenden, die mit Menschen und nicht mit Technik arbeiten wollen, ist das durchaus eine Herausforderung.

So waren die letzten Monate mehr als anstrengend und stressig. Im Moment atme ich ein wenig in meinem Urlaub durch, bevor ich zwischen den Jahren wieder durchstarte.

Garten

Wir haben vieles geschafft!

Vorgarten etwas verwildert – mit einer Mischung von einjährigen Blumen.

Endlich ist der Vorgarten angelegt und die meisten Pflanzen, die ich dort haben wollte, sind auch schon eingepflanzt.

Dafür wurde der Garten hinten etwas vernachlässigt. Den möchte ich aber im nächsten Jahr wieder angehen. Wie üblich fehlen überall noch einzelne Sachen, aber es wird alles immer vollständiger und schöner.

Endlich Schatten!

Eine weitere, wichtige Anschafftung in diesem Jahr war endlich ein Sonnensegel. So konnten wir bei den büllend heißen Temperaturen unseren Süd-Garten nun auch nutzen.

Gesundheit

Bauernschaft hinter unserem Baugebiet

Nach der langen Krankschreibung im Frühjahr war ich – abgsehen von Migräneanfällen – überraschend gesund über das Jahr. Ich schiebe das ernsthaft auf die AHA-Regeln und das häufigere Desinfizieren von Händen und Oberflächen. Auch mein Mann, der bis vor einigen Wochen seinen Arbeitsweg jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt hat, war fast nicht krank. Sonst liegt er mindestens mit einer schweren Erkältung im Frühjahr, einer Sommergrippe und auch “gerne” mal mit Magen-Darm flach.

Meine Pläne, weiter abzunehmen, liefen ganz gut. Zuletzt schaffte ich es schon, 5 km durchzujoggen. Etwas, was ich bis letztes Jahr für quasi unmöglich gehalten habe.

Auch hier gab es einige Einbrüche und einfach fehlende Motivation, die zu Rückschritten geführt haben. Alles in allem bin ich in diesem Bereich aber sehr zufrieden.
Nur der ausgefallene Yoga-Kurs hat mir sehr gefehlt.

Handarbeiten

T-Shirt nach dem Schnittmuster “Lillesol & Pelle No 19”

Ich hatte so vieles vor. Bis zum Frühjahr habe ich mich auch voller Elan daraufgestürzt und geplant, sortiert und auch einiges fertiggestellt.

Einen massiven Knick in der Motivation hatte ich beim Nähen. Mich hat das Nähen von Masken und die Allgegenwärtigkeit davon so genervt, dass ich meine Nähmaschine monatelang nicht mehr angefasst habe.

Dass ich doch wieder damit angefangen habe, lag das einzig und allein daran, dass mein Nähkurs wieder anfing. Immerhin habe ic hein Kleid und mehrere Oberteile genäht, bevor der Kurs wieder bis auf Weiteres eingestampft wurde.

Fair Isle-Mütze “Strawberry Fields” von Lanaphilia

Dafür habe ich etliches gestrickt:

6 Paar Socken,
4 Mützen,
6 Tücher,
3 Cowls
2 Oberteile und
ein Kleid sind fertig geworden.

Auch hier ging mir gegen Ende des Jahres die Luft aus und ich habe seit November, wenn überhaupt, nur Kleinkram fertigbekommen.

Rohwolle vom Jakobschaf grob nach Farbe sortiert

Der Sommer dann stand irgendwie im Zeichen der Rohwolle. Quasi wie die Jungfrau zum Kinde, bin ich zu zwei Vliesen Rohwolle gekommen. Das eine Vlies war wenigstens schon sortiert und vorgewaschen. Aus der anderen Tüte kam mir geruchsmäßig ein ganzer Streichelzoo entgegen. Einiges davon ist dann auch als Dünger in den Garten gewandert. Trotzdem blieb immer noch eine ganze Menge übrig. Glücklicherweise hat mir die liebe Lanaphilia ihren Kardierer ausgeliehen. – Ganz fertig mit Kardieren bin ich übrigens immer noch nicht…

Gesponnen habe ich auch einiges. Seit einigen Monaten habe ich nun nacheinander Spulen voll mit Bergschaf auf dem Rad. Daraus soll mal eine Jacke werden. Noch eine halbe Spule spinnen, die ganze Spule dann zwirnen und danach kann ich dann endlich anfangen zu stricken. Sollte etwas nicht reichen, brauche ich dann nur noch nachspinnen.

Allgemein kann ich übrigens sagen, dass sowohl mein Faser- als auch mein Garn-Stash in diesem Jahr angewachsen ist. Eigentlich war der Plan ja ein anderer, aber dann habe ich angefangen, mich mit Käufen für stressige Zeiten zu belohnen und den Rest kannst du dir sicherlich vorstellen.

Und sonst so? Ausblick 2021

Viel Neues kündigt sich am Horizont an:

Arbeitstechnisch hoffe ich, dass ich die an mich gestellen Erwartungen in meiner neuen Aufgabe ausfüllen kann.

Dann hoffe ich natürlich, dass alle gut durch die Pandemie kommen, dass der Impfstoff wirklich so gut ist, wie versprochen und dass ich bald wieder ohne schlechtes Gewissen und ungutes Gefühl alle Menschen treffen kann, die mir lieb und teuer sind.

Ich wünsche mir außerdem, dass die Menschen wieder mehr Rücksicht aufeinander nehmen und das all die Schwurbler wieder auf den Boden der Tatsache geholt werden können. Diese gesellschaftliche Spaltung und das Abdriften in Extreme macht mir schon seit Jahren Bauchschmerzen. Wie in so vielen Bereichen, zeigt uns die Pandemie auch hier unsere Defizite deutlich und schmerzhaft auf.

Aber kommen wir zu etwas Positivem:

Zuerst hat uns mein Großcousin überrascht, der Anfang 2021 zum ersten Mal Papa wird.

Ein wenig später zogen dann Schwager und Schwägerin nach. Bei ihnen ist es im März soweit.

Ausblick 2021 – Was kommt auf uns zu?

Zu guter Letzt wird es hier auf dem Blog und vor allen Dingen auch im Leben meines Mannes und mir eine große Veränderung geben.

Es ist nämlich das eingetreten, womit wir überhaupt nicht mehr gerechnet hatten. Zu Juni 2021 erwarten wir nämlich auch unser erstes Kind.

Das wirbelt jetzt schon unser Leben ein wenig durcheinander, denn leider gehe ich nicht ganz so leicht durch die Schwangerschaft, wie erhofft.

Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes, mir geht es nur nicht so gut wie erhofft. Dauernde Übelkeit und Erbrechen ist in meinem Fall nun nichts lebensbedrohliches, geht aber dennoch an die Substanz. – Physisch wie psychisch.

Ich werde also schauen, mit welchen Inhalten ich diesen Blog künftig füllen werde und sicherlich zeige ich auch das eine oder andere, was ich für die kommenden Babies werkel und werkeln werde. Der Plan ist aber wenigstens aktuell, dass ich mich selber nicht aus den Augen verliere und demnach auch Dinge für mich tue. Schauen wir, wie weit dieser Plan auch funktionieren wird…

Dir wünsche ich nun, dass du die Pandemie gut überstehst und dass deine Wünsche für 2021 in Erfüllung gehen.

Ein Gedanke zu „Jahresrückblick 2020

  1. Petra Körner

    Liebe Anja,
    oh, ich freue mich ja so für euch über euren angekündigten Nachwuchs. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das nächste Schwangerschaftsdrittel wird bestimmt besser in Bezug auf die Übelkeit. Genieße deine Schwangerschaft so gut es geht. Schreibst du auch ein kleines Tagebuch? Ich wünsche dir alles, alles Gute und hoffe auch inständig auf das Ende dieser blöden Pandemie. Bleibt gesund und habt einen guten Start ins neue Jahr, das für euch dann ja ein ganz besonderes Highlight bereithält.
    Ganz liebe Grüße und eine liebe Umarmung sendet dir Petra

    Antworten

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