Archiv der Kategorie: Heimische Schafrassen und mehr

Buy local! – Lokale Schafrassen – lokale Schäfereien (Teil 2.4)

Nach der Sommerpause, bei passendem Strickwetter geht die Reise weiter. Ich bleibe vorerst im Turnus Berg – Flachland – Berg und somit geht es wieder in die Alpen. Dieses Mal zu gleich mehreren Schafrassen – aber alles nacheinander:

Bergschafe

Die Bergschafe stammen aus der Alpenregion, vornehmlich aus Bayern, aber auch aus der Schweiz oder Südtirol. Der Vorfahr sind das Alpine Bergschaf, über das ich hier schon berichtet habe und das Bergamaskerschaf. In den Herden kamen früher sehr viele bunte Tiere vor. Bunt heißt hier: Schafe, die nicht weiß waren. Zusätzlich gab es noch gescheckte Tiere. Die einzelnen Farbschläge werden – soweit ich verstanden habe – heute als eigene Rassen geführt.

Im Gegensatz zum eher kleinen Steinschaf, sind die Bergschafe mittelgroß bis groß. Sie werden als ramsnasig und hornlos beschrieben. Böcke können stattliche 120 kg auf die Waage bringen, Mutterschafe sind mit 60-85 kg ein ganzes Stück leichter.

Die Wolle wird als schlicht-, langwollig und glänzend beschrieben. Beim weißen Bergschaf habe ich hier die Angabe gefunden, dass die Wolle 15 – 20 cm lang werden kann! Pro Schur können bis zu 5 kg Wolle zusammenkommen. Geschoren wird zwei Mal im Jahr, da die Wolle sehr schnell wächst. Zur Wollfaser selber habe ich folgende Beschreibung gefunden:

[…] In seiner Heimat werden die Bergschafe im Sommer auf der Alm gehalten – bei Wind und Wetter. Die grobe und lange Wolle lässt den Regen kaum auf die Haut, […]

Quelle

Mit 32 – 36 Micron gehört die Wolle in die Kategorie “grob”. Allgemein wird die Wolle zum Handspinnen, -stricken und für Loden und Teppiche gebraucht.

Braunes Bergschaf

Die Farbe des Braunen Bergschafes ist cognacfarben bis sattbraun.

2017 gab es 73 Böcke und 1.191 Mutterschafe. Damit wird das braune Bergschaf auf der Roten Liste unter dem Gefährdungsgrad II (stark gefährdet) geführt. Quelle

Maschenprobe Braunes Bergschaf – Ungewaschen

Wolle vom Bergschaf habe ich natürlich auch verstrickt. Alle Garne, die du in diesem Beitrag siehst, kommen wieder von der Kollektion der Vielfalt.

Das Garn ließ sich sehr gut verstricken. Der Unterschied zwischen der ungewaschenen und gewaschenen Probe ist minimal.

Auf dem Foto siehst du, dass die gewaschene Probe etwas verzogen ist. Das dürfte daran liegen, dass ich die Maschenprobe noch tropfnass auf die Leine gehängt und dann im Trubel des Alltags vergessen habe, sie abzunehmen und gerade liegend trocknen zu lassen. Die anderen Maschenproben sehen deswegen auch so aus.

Maschenprobe Braunes Bergschaf – Gewaschen

Durch das Waschen hat sich das Maschenbild allgemein geglättet und die Strickmuster entspannt. Wie du siehst, war es vor dem Waschen aber ebenfalls schön klar und definiert.

Für mein Empfinden eignet sich das Garn für alle gezeigten Muster.

Die Farbabweichung ergibt sich durch das unterschiedliche Fotografieren. Bild eins habe ich draußen aufgenommen und Bild zwei drinnen bei eingeschalteter Deckenlampe.

Schwarzes Bergschaf

Das schwarze Bergschaf ist – wie der Name schon sagt – reinschwarz.

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) sagt zu dieser Schafrasse folgendes:

Früher gab es viel mehr farbige als weiße Steinschafe. In den weißen Herden befanden sich immer auch schwarze Tiere. Durch Fremdeinkreuzung leistungsstarker Rassen dezimierten sich die farbigen Tiere in Tirol und Südtirol mehr und mehr. Schließlich hielt man nur noch vereinzelt schwarze Schafe zur Wollbeimischung.

Quelle
Maschenprobe Schwarzes Bergschaf – Ungewaschen

Mit nur noch 12 Böcken und 183 Mutterschafen ist das schwarze Bergschaf in der Roten Liste in Kategorie I (extrem gefährdet) gelandet. Hier ist wohl eines der Probleme, dass sich der Genpool durch nur wenige eingesetzte Spitzentiere immer weiter verengt.

Auch dieses Garn ließ sich wunderbar verstricken. Im Gegensatz dazu war das Fotografieren fast unmöglich. Das Garn hat eine satte dunkelbraune, fast schwarze Farbe. Etwa so wie Zartbitterschokolade. Also ein wunderschöner Farbton, der sich mit der Kamera leider so gar nicht einfangen ließ.

Maschenprobe Schwarzes Bergschaf – Gewaschen

Sowohl bei der ungewaschenen, als auch bei der gewaschenen Maschenprobe musste ich also die Belichtung massiv hochdrehen um überhaupt etwas von den Mustern erkennen zu können. Wenn man das Gestrick aber live und in Farbe vor sich hat, gilt das gleiche, wie auch beim Braunen Bergschaf: Deutliches Maschenbild, gute Struktur und geeignet für alle gezeigten Muster. Aufgrund der Farbe würde ich es aber nicht für feine Muster verwenden, sondern lieber für großflächigere Zöpfe oder Lochmuster.

Im Gegensatz zum Garn vom Braunen und Weißen Bergschaf, hatte ich mich hier für ein dreifädiges Garn entschieden. Ich weiß nicht, ob es anders verarbeitet war, aber dieses Garn war noch sehr fettig.
Ich persönlich habe nun nichts gegen Lanolin und fand es auch ok, dass meine Hände nach dem Stricken “eingecremt” waren. Wenn du das allerdings nicht magst, solltest du ein so naturbelassenes Garn also vor dem Verstricken waschen.

Weißes Bergschaf

Maschenprobe Weißes Bergschaf – Ungewaschen

Die reinweißen Tiere werden auf der Seite der GEH als “[…] wichtigste bayrische Rasse der Alpen und [des] Voralpenlandes […]” bezeichnet.

Mit 81 Böcken und 1.793 Mutterschafen (2017) steht diese Rasse dennoch auf der Roten Liste in Kategorie II

Auch hier gibt es nicht viel anderes zum Garn zu sagen, als auch beim Braunen und beim Schwarzen Bergschaf. Durch die helle Farbe kommen die Muster natürlich sehr gut heraus. Wie beim Braunen Bergschaf habe ich hier ein zweifädiges Garn verarbeitet.

Maschenprobe Weißes Bergschaf – Gewaschen

Das erste Bild gibt die Farbe des Garns am besten wieder.

Gerade aus dem weißen Garn kann ich mir auch gut rustikalere Tücher oder Schals mit Lochmustern vorstellen.

Geschecktes Bergschaf

Immer wieder traten in den Bergschaf-Herden auch gescheckte Tiere auf. Früher galten diese Tiere als rasseuntypisch und es wurde nicht mit ihnen weitergezüchtet. Erst seit 1975 werden diese Schafe als eigene Rasse gezüchtet. Quelle

Es können alle Farben der obigen Bergschafe in Kombination mit weiß auftreten.

Auf der Seite TGRDEU habe ich die Angabe gefunden, dass es 2018 45 Böcke und 374 Mutterschafe gab. Als Kategorie habe ich dort erstmalig die Angabe “Beobachtungspopulation” gelesen. Wikipedia sagt dazu:

[…] Für Rassen der Beobachtungspopulationen werden Kryoreserven angelegt und ein Monitoring durchgeführt. […]

Quelle

Auf der einen Seite also sicherlich eine gute Sache, dass man hier aktiv wird. Auf der anderen Seite aber auch schlimm, dass es so weit kommen muss. Bleibt also nur zu hoffen, dass es weiterhin engagierte Menschen gibt, die sich um gefährdete Haustierrassen kümmern.

Übrigens: Leider habe ich bisher kein Garn dieser Tiere gefunden. Ich könnte mir vorstellen, dass es schöne Farbeffekte gibt, wenn die Wolle nicht zu stark kardiert wird. Ich werde die Augen offen halten – vielleicht “stolpere” ich ja mal über eine Gelegenheit.

Fazit

Alle drei Maschenproben vereint

Die Bergschafe liefern Universalwolle für alle, die es etwas rustikaler mögen. Ich kann mir sowohl Pullover als auch Schals und Tücher daraus vorstellen. Da sich das Garn haptisch als etwas weicher als der Coburger Fuchs und das Alpine Steinschaf ansiedelt, wären auch Handschuhe oder eine Mütze eine Überlegung wert. Hier würde ich aber auf dreifädiges Garn zurückgreifen, da dieses doch etwas weicher ist, als die zweifädigen, die ich getestet habe.

Das Gestrick fühlt sich etwas rau an, dabei aber trocken und glatt. Es stehen nur wenige Fasern ab. Lediglich das Schwarze Bergschaf fühlt sich etwas fettig an – auch nach dem Waschen noch.

Von diesem Garn war ich so angetan, dass ich mir direkt eine große Portion Spinnfutter gekauft habe. Und bei groß spreche ich hier eindeutig von einer Pullovermenge – vielleicht sogar mehr…

Buy local! – Lokale Schafrassen – lokale Schäfereien (Teil 2.3)

Kaum haben wir es uns in den rauen Gebirgslagen der Alpen bequem gemacht, geht es schon wieder in eine ganz andere Ecke Deutschlands. Auch dieses Mal erzähle ich dir von einem Schaf, dass sich nicht sehr um Landesgrenzen kümmert. Wir begeben uns in den Osten der Republik, genauer gesagt nach Mecklenburg-Vorpommern, sowie noch etwas weiter in den Osten nach Polen:

Rauhwolliges Pommersches Landschaf

Rauhwolliges Pommersches Landschaf – Mutterschaf mit Lämmern (Quelle)

Damit geht es aus steinigen Höhen ans Wasser. Nicht nur hat Mecklenburg-Vorpommern die längste Küste Deutschlands, es gibt neben der Klimaprägenden Ostsee auch unzählige Seen und Flüsse. Ich denke, dir dürfte die Mecklenburger Seenplatte auch ein Begriff sein, um ein bekanntes Beispiel zu nennen.

Entsprechend ist sowohl hier, als auch im angrenzenden Polen, das Klima ein anderes. Wie wir bereits gelernt haben: Anderes Klima, andere Schafe.

Das Rauhwollige Pommersche Landschaf ist gut an Feuchte angepasst – ob von oben oder unten. Es hat ein harsches, Wind und Wetter trotzendes Haarkleid, wird als mittelgroß und robust beschrieben.
Mittelgroß bedeutet, dass die Mutterschafe etwa 45 – 60 kg wiegen und die Böcke etwa 60 – 70 kg. Pro Schur kommen an Wolle 4-5 kg bei Mutterschafen und sogar 6-7 kg bei Böcken zusammen. (Quelle)
Die Farbe der Wolle kann von grau bis schwarz-blau reichen. Dabei kommen die Lämmer schwarz auf die Welt und hellen mit der Zeit auf.
Ich habe übrigens einen Strang der Wolle in einem dunklen graubraun verstrickt. – Näheres dazu weiter unten.

Laut einer Messreihe, die von 2002 bis 2006 durchgeführt wurde, liegt die Wolle durchschnittlich bei 34,74 Micron (Quelle), wobei die einzelnen gemessenen Werte durchaus stark auseinandergehen ( 27,9 – 40,61 Micron). Nur noch mal zum Vergleich: Bei einem Merinoschaf haben wir etwa 18-24 Micron.

Geschichtlich handelt es sich um eine alte Rasse – es gibt ausführlichere Erwähnungen in der Fachliteratur des 18. Jahrhunderts. So soll das Rauhwollige Pommersche Landschaf wohl auf das Zaupelschaf und das Hannoversche Schaf zurückgehen. Zaupelschafe waren eine im Mittelalter weit verbreitete Schafrasse, wobei wohl nicht so ganz klar ist, ob man hier wirklich von einer Rasse sprechen kann. Diese Schafe waren über ganz Europa verbreitet. “Zaupel” bedeutete so etwas wie “liederlich” oder “fruchtbar”, so dass hier eventuell auch einfach lokale Schläge von robusten und fruchbaren Schafen gemeint sein könnten?! (Ich spekuliere hier, wenn du genaueres weißt, melde dich bitte bei mir.)
Über das Hannoversche Schaf lässt sich hingegen nicht so wirklich was finden. Es scheint eine Kreuzung aus Zaupelschaf und Heidschnucke gewesen sein.
Wenn du mehr über die Historie des Rauhwolligen Pommerschen Landschafs lesen möchtest, lege ich dir diesen Artikel ans Herz. Frau Höller hat viele Informationen zusammengetragen und diesen wirklich tollen Artikel verfasst.

Rauhwolliges Pommernschaf – Böcke (Quelle)

Wie oben bereits geschrieben, hat das Vlies dieser Schafe einen Micronwert von durchschnittlich 34,74. Damit ist klar, dass es auch vom Rauhwolligen Pommersche Landschaf keine schmuseweiche Kuschelwolle gibt. Empfohlen wird die Verwendung traditionell für Oberbekleidung – dem schließe ich mich an.

Das Garn fühlt sich auf dem Strang zwar rau, aber luftig an. Vor dem Waschen ist die Struktur glatt mit einigen Grannenhaaren, die aber nicht weiter auffallen. Das Garn, das ich verwendet habe, ist deutlich mit Lanolin (oder Spinnölen?) versetzt, was aber der Griffigkeit keinen Abbruch tut. Dabei ist eben diese Griffigkeit keinesfalls unangenehm, höchstens ungewohnt.

Maschenprobe ungewaschen; 25 cm breit, 30,5 cm lang

Mein erster Gedanke beim Verstricken war: “Das fühlt sich genau so an, wie das Fell meines Hundes.” – Ich hatte vor Jahren einen Airedale Terrier, also einen rauhaarigen Terrier. ich glaube, dass das ein guter Vergleich ist: Rau mit dennoch einer so glatten Struktur, dass das Anfassen nicht unangenehm ist. Durch die im Garn vorhandene Luft wird sich im fertigen Strickstück sicherlich eine sehr gute Isolierung ergeben. – Das spricht für die oben genannte, traditionelle Verwendung.

Ich kann mir sehr gut eine rustikale Jacke daraus vorstellen, die ich wohl auch bei Nieselregen tragen würde. Vielleicht werde ich eine Jacke für den Garten stricken: Eine Jacke, damit ich sie bei anstrengender Arbeit in kühler Witterung offen tragen kann, in die ich mich in Ruhepausen aber schön einmuckeln kann.

Im Zuge eines wirklich netten Telefonats mit Herrn Klucken (von dessen Homepage auch die Fotos stammen) hat mir dieser bestätigt, dass man damit gute wetterfeste Kleidung herstellen kann. Zudem soll die Wolle gut zum Filzen sein. – Obacht also beim Waschen!

Mein Probeläppchen habe ich allerdings wie alle Wollsachen gewaschen, die bei mir in die Handwäsche gehen: Heißes Wasser mit Wollwaschmittel (oder alternativ Spüli) – gut einweichen lassen und dann nicht bewegen, bis das Wasser kalt ist. Dann mehrfach mit klarem, kalten Wasser nachspülen.

Gefilzt ist dabei nix. Das Strickstück ist nach dem Trockenen ein kleines bisschen pieksiger geworden, aber auch etwas weicher. Die Grannen stehen halt etwas mehr heraus. Eventuell legt sich das bei weiteren Wäschen.
Im Allgemeinen hat sich das Strickbild geglättet. Zöpfe halte ich für vergebene Liebesmühe, dafür ist das Maschenbild nicht klar genug. Gleiches gilt für rechts-links-Muster. Das Lochmuster kommt weiterhin gut heraus. Hier stellt sich mir aber die Stil-Frage. Sieht so rustikales Garn gut mit einem doch eher filigranen Lochmuster aus?
Wahrscheinlich würde ich hier eine einfarbige, glatt rechts gestrickte Jacke bevorzugen, oder das Garn mit einer helleren Wolle kombinieren.
Farblich ist alles ein bisschen gräulicher geworden. Die starke Abweichung auf den beiden Fotos liegt allerdings an der unterschiedlichen Belichtung. In Echt hat sich die Farbe nur minimal verändert.

Maschenprobe gewaschen: 26 cm breit, 31 cm lang

Natürlich habe ich von dieser Wolle auch wieder ein Kardenband, dass ich verspinnen und dann gesondert darüber berichten werde.

Buy local! – Lokale Schafrassen – lokale Schäfereien (Teil 2.2)

Aus den Mittelgebirgen Deutschlands, aus dem das Coburger Fuchsschaf wohl ursprünglich stammt, geht es weiter in den Süden. Genauer gesagt in die Alpen. Dort gibt es einige Bergschaf-Rassen. Ich möchte dir dieses Mal etwas über diese Schafrasse erzählen:

Alpines Steinschaf

Diese Schafrasse stammt aus den Alpen (vornehmlich den Ostalpen). Trotz einiger Vermischungen über die Zeit konnte eine Studie aus dem Jahr 2000 dank genetischer Untersuchungen feststellen, dass das Alpine Steinschaf auf das neolithische Torfschaf zurückgeht.
Nur um kurz die zeitliche Dimension zu verdeutlichen: Das Neolithikum heißt auf deutsch “Jungsteinzeit” und umfasst den ungefähren Zeitraum von ca. 11.500 v. Chr. bis ca. 5.500 v. Chr.
Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass andere Bergschafrassen mit dem Steinschaf weniger nah verwandt sind. (Quelle)
Kurz gesagt ist diese Rasse uralt.

Diese kleinen bis mittelgroßen Schafe sind hart im Nehmen. Wie der Name vermuten lässt, kommen sie in Hochgebirgslagen zurecht, in denen Kühe und auch andere Schafrassen längst das Handtuch werfen.
Entsprechend ist das Vlies wohl sehr fettig; dadurch werden Wind und Regen abgehalten. – Wie ein natürlicher Regenmantel eben.

Die Wolle kommt in allen Farben daher, auch Scheckungen sind möglich. Was ich besonders hübsch finde: Es gibt auch graue Steinschafe. Dies ist eine Farbe, die eher selten vorkommt.
Pro Jahr liefert ein Tier 2,5-3,5 kg Wolle.

Die Textur des Vlieses wird wie folgt beschrieben: Lange Grannenhaare und feine Unterwolle. Weitere Einzelheiten konnte ich bisher nicht herausfinden – wenn du dich also besser auskennst, melde dich gern bei mir.

Über Kollektion der Vielfalt habe ich unter anderem ein Knäuel vom Alpinen Steinschaf erstanden. Das Garn wird ansonsten auch über die Arbeitsgemeinschaft Alpines Steinschaf vertrieben.
Bei Natürliche Wolle habe ich ebenfalls Wolle dieser Schafrasse gefunden – habe mit diesem Shop aber keine Erfahrungswerte.

Im Knäuel fühlt sich das dreifädige Garn trocken und griffig an. Wenn ich das Knäuel drücke, knistert die Wolle ein bisschen. Mein erster Eindruck ist, dass es etwas weicher ist, als der Coburger Fuchs.

Die Farbe der Wolle ist ein helles Wollweiß mit einzelnen dunklen Grannenhaaren, die aber nur bei näherer Betrachtung auffallen.

Das Garn ließ sich gut verstricken. Beim Waschen (Handwäsche – wie ich Wolle wasche, erkläre ich später in einem gesonderten Beitrag.) kamen die Grannenhaare richtig heraus, viele davon habe ich auch ausgespült, die anderen haben sich wie ein kleiner Teppich auf das Gestrick gelegt. Man sieht sie aber nur, wenn man genau hinschaut.
Es ist mit dem Waschen etwas gewachsen und das Maschenbild ist ein ganz kleines bisschen verwaschener geworden. Dennoch ergibt es weiterhin ein recht klares Maschenbild. Für kleinteilige rechts-links-Muster würde ich es nicht verwenden und auch für Lochmuster nur bedingt. Zöpfe sehen aber meiner Meinung nach weiterhin gut aus.

Sehr viel weicher geworden ist das Gestrick durch das Waschen übrigens nicht. Ich schätze, dass dies an den Grannenhaaren liegt, die ein bisschen pieksig sind. Ich werde auf jeden Fall noch testen, wie es sich mit den Grannenhaaren nach weiteren Wäschen verhält. Gefilzt ist übrigens nichts.

Fazit: Garn vom Alpinen Steinschaf ist für rustikale Oberbekleidung (“Landmode”) geeignet. Ich könnte mir gut eine dicke Winterjacke oder einen Pullover daraus vorstellen. Durch das klare Maschenbild beim glatt rechten Gestrick, denke ich, dass es auch gut geeignet ist um mit mehreren Farben zu stricken.

Außerdem habe ich noch kardierte Wolle mitbestellt, die ich dann bei Gelegenheit verspinnen werde. Bis ich darüber berichten kann, wird es aber noch dauern.

Übrigens: Mit dem Kauf dieser Wolle unterstützt du den Erhalt des Alpinen Steinschafs.
2013 gab es nur noch 68 Böcke und 693 Muttertiere. Quelle
2017 dann hat sich der Bestand auf 75 Böcke und 850 Muttertiere erhöht. Quelle
Damit ist dem Alpinen Steinschaf ein Spitzenplatz unter den bedrohten Haustierrassen sicher. – Leider.

Durch den sehr kleinen Bestand ist Strickgarn relativ schwer zu bekommen. Außer den oben genannten Quellen habe ich noch eine gefunden, die mich (positiv) überrascht hat: Nature’s Luxury hat ein naturgraues Garn im Sortiment, dass zu 100% vom Alpinen Steinschaf kommt.

Anmerkung

Ich habe überlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll, wie du siehst, habe ich mich aber nun dafür entschieden: Ich hätte dir sehr gerne Fotos der Schafrasse gezeigt und auch noch die eine oder andere Information mit in diesen Beitrag gepackt.
Dieser Beitrag ist seit Anfang April 2019 bis auf einige Kleinigkeiten fertig. Ich habe die Interessengemeinschaft Alpines Steinschaf mehrfach freundlich angeschrieben und auch Züchter der Rasse. Leider kam überhaupt keine Reaktion, nicht mal ein “sorry, aber wir haben kein Interesse/ gerade keine Zeit”.
Auch wenn ich verstehen kann, dass E-Mails durchaus untergehen können und gerade auch viel zu tun ist, finde ich das doch gelinde gesagt sehr schade und ehrlicherweise wenig professionell.

Wenn du Alpine Steinschafe hältst und ein bisschen was über diese Rasse erzählen möchtest, freue ich mich sehr auf eine Nachricht von dir.
Gerne per E-Mail an yggdrasilsblog [at] gmail.com, als Kommentar auf dieser Seite oder per Nachricht auf Ravelry oder Instagram.

Buy local! – Lokale Schafrassen – lokale Schäfereien (Teil 2.1)

Coburger Fuchsschaf

Das bekannteste Schaf unter den deutschen Schafrassen (wenn man sich für Wolle, die von einer Schafrasse stammt, interessiert) ist das Coburger Fuchsschaf. Laut der GEH (Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen e. V.) gibt es für diese Schafrasse eine Vorwarnstufe auf der Roten Liste. Die Micronzahl wird mit 33-36 angegeben. Quelle
Hier wiederum werden 26-33 Micron angegeben.

Die Lämmer haben ein, wie ich finde, wundervolles rotbraunes Fell, das sich dann bei den erwachsenen Tieren in eine hell-rötliche Wolle verwandelt. Köpfe und Extremitäten der ausgewachsenen Schafe bleiben etwas dunkler. Die Wolle wird auch als “Goldenes Vlies” bezeichnet.

Meistens wird die Wolle für Teppiche verwendet, man kommt aber auch – abseits vom Mainstream – recht einfach an Garn und auch Spinnfasern.

Das Garn hat einen warmen Beigeton mit einem rötlich-goldenen Unterton. Ich habe keinen Anbieter gefunden, der die Wolle bereits gefärbt verkauft, dafür ist der Naturton wohl zu sehr nachgefragt.
In einigen Foren und auf Blogs habe ich Hinweise gefunden, dass das Garn selber gefärbt wurde, allerdings habe ich keine Fotos gefunden.

Quelle: Kleines Wollwerk

Verstrickt habe ich Coburger Fuchs auch schon – ebenfalls ungefärbt: Es ist ein relativ harsches Garn, dass sich aber gut verstricken lies. Generell bekomme ich leicht Probleme mit dem Zeigefinger, über den das Garn läuft, da ich sehr fest stricke. Dadurch schneidet das Garn mit der Zeit ein – Details erspare ich dir.
Jedenfalls war es für mich kein Problem Coburger Fuchs zu verstricken, stundenlange Strick-Sessions würde ich damit aber nicht einlegen. Allerdings ist es auch möglich, dass es an der Kombination von Struktur und Dicke des Garns lag.

Das Gestrick fühlt sich rau, aber ganz angenehm an. Es stehen nur wenige einzelne Fasern ab, aber natürlich handelt es sich um ein Naturgarn, ohne Superwash-Ausrüstung. Der Faden ist, wie oben bereits beschrieben, beige mit einem rötlichen Unterton und bei näherem Hinsehen sieht man, dass das Garn “lebt”, also ganz leicht unterschiedliche Schattierungen hat. Im Gesamtbild wirkt die Farbe aber harmonisch und ruhig.

Ich habe das Coburger Fuchs-Garn für eine zweifarbige Jacke verwendet. Es hat auch nach dem Waschen die Form gut gehalten. Weicher ist es durch die Wäsche nicht wirklich geworden, auch ist es nicht “aufgeflufft”.

Das Tragegefühl ist sehr wärmend, aber für mich persönlich zu rau um direkt auf der Haut getragen zu werden.

Es gibt eine Vermarktungs-Kooperative, über die man Garne und auch fertige Strickstücke erwerben kann. Passenderweise nennt sich diese “Das goldene Vlies“. Natürlich gibt es weitere Bezugsquellen, diese lassen sich wirklich einfach und schnell über eine entsprechende Suchmaschine finden.

Für den Sommer plane ich die Wolle probeweise zu färben und werde davon dann natürlich berichten. Außerdem werde ich bis dahin Fasern vom Coburger Fuchs verspinnen.

Buy local! – Aber wie? (Teil 1)

Achtung, das wird ein langer Text. – Ich freue mich, wenn du ihn trotzdem (oder gerade deswegen?) liest.

Das Internet ist eine tolle Erfindung. Trotz Datenklau, Trollen und Fake-News überwiegen für mich die Vorteile:

Es ist so einfach geworden über seinen eigenen Tellerrand zu blicken. Der Austausch über Stadt- und Ländergrenzen hinweg ist so selbstverständlich, wie der Austausch über den Gartenzaun hinweg. Man lernt andere Sichtweisen und Meinungen kennen und natürlich auch andere Menschen.

Natürlich führt das auch zu einem anderen Kaufverhalten: Man kann auf das Warenangebot der (nahezu) ganzen Welt zurückgreifen. Das gilt auch für unsere Hobbies:
Projektbeutel in Indien bestellen? Kein Thema!
Es gibt da einen neuen Indie-Dyer in Kanada? Ein paar Klicks und schon ist traumhaftes Garn zu dir auf dem Weg.

Nur: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das weißt du sicherlich.
Mulesing in Australien und Neuseeland, Pakete schleppen zu Hungerlöhnen und hohe CO2-Emissionen sind nur ein paar gängige Stichworte.

Wie bei so vielem stellt sich mir die Frage hier nach der Ausgewogenheit. Ich verwende “internationale Wolle” und möchte auch kleine Unternehmen unterstützen, egal wo sie herkommen.
Aber warum immer so weit schauen? Es sollte doch auch vor der eigenen Haustür Möglichkeiten geben.

Die gibt es auch, nur sind sie nicht immer so offensichtlich. Wenn ich nun vor Ort, bzw. lokal kaufen möchte, gilt es zunächst zu definieren, was das für dich überhaupt ist. Ich würde beispielsweise durchaus einen Anbieter aus den Niederlanden als lokal ansehen, einfach weil ich in relativer Grenznähe wohne.

Da ich nicht wissen kann, wo du herkommst, beschränke ich mir vorerst auf deutsche Anbieter. (Vermutlich weite ich das Ganze zu einem späteren Zeitpunkt aus.)

Dann gibt es weitere Möglichkeiten, lokale Anbieter zu definieren:

  • Es wird lokal gearbeitet, also z.B. gefärbt.
  • Es wird lokal hergestelltes Garn verwendet, also etwa importierte Wolle in einer Spinnerei in der Nähe verarbeitet. Das beinhaltet natürlich auch diverse große Hersteller von Industriegarnen.
  • Das Rohmaterial stammt von heimischen Tieren.
  • Kombinationen der o.g. Möglichkeiten.

Im ersten Schritt möchte ich auf ein vielleicht eher kontroverses Thema eingehen: Garne von heimischen Tieren, im speziellen Schafen. (Kontrovers, weil die Wolle von deutschen Schafen/ Schafrassen oft als zu kratzig empfunden wird. – Näheres weiter unten.)

Also:
Wie kann ich also auch lokale Anbieter unterstützen?
Gibt es hier überhaupt Hersteller vor Ort?

Nun, zunächst einmal: Lokale Hersteller sind in Deutschland nicht so leicht zu finden. Im Gegensatz zu Großbritannien, die weltweit die meisten Schafrassen haben, ist Deutschland in dem Punkt mehr oder weniger ein Entwicklungsland. Natürlich gibt es lokale Rassen. Bis in die 1950er Jahre wurden Schafe hierzulande auch sehr stark auf ihre Wolleigenschaften gezüchtet. (vgl. Wikipedia “Hausschaf“), danach wurde die Schafwolle durch Baumwolle und moderne (Kunst-)Fasern zurückgedrängt.

Heute werden Schafe hauptsächlich als Landschaftspfleger eingesetzt. Berühmt ist dafür beispielsweise die Heidschnucke, die verhindert, dass die hiesigen Heidelandschaften verwalden und damit ein Ökosystem vernichtet wird.

In einem alten Zeitungsartikel der Westfälischen Nachrichten, den ich leider nicht mehr wiederfinde, beklagte sich ein Schäfer darüber, dass sich die Haltung kaum noch lohne. So eine Herde macht eben viel Arbeit, aber die Vermarktung liefe schleppend. Scheren sei oft ein notwendiges Übel, Geld für Wolle erhalte man dafür so gut wie keins. Die Wolle wird daher oft kompostiert bzw. als Dünger untergegraben.
(Für unseren Garten habe ich übrigens interessehalber letztens Dünger mit Schafwolle von einem namhaften Düngerhersteller gekauft.)
Ist es da nicht also an der Zeit, sich vor der eigenen Haustür umzuschauen? Man muss ja nicht vollkommen auf Lokales umsteigen – dafür gibt es in der Welt einfach auch zu viele andere schöne Garne, aber vielleicht nicht alles zu importieren, wäre doch was, finde ich.

Wenn man als Laie an Schafwolle denkt (sofern ein Laie das überhaupt tut), kommen einem wahrscheinlich 2 Dinge in den Sinn:

  1. Kratziges, hartes, fast untragbares Zeug das man nur anzieht, wenns nix anderes gibt – also nach Möglichkeit gar nicht.
  2. Merinowolle.

Klar, gibt es heute immer noch die kratzige, harte Wolle. In erster Linie ist Wolle nunmal dazu da, das Schaf vor Wettereinflüssen zu schützen. Auch wenn die Durschschnittstemperatur dank Klimawandel auch hier weiter ansteigt, kann es doch in einem Großteil des Jahres ungemütlich werden. Also bildet das Schaf eben entsprechende Wolle: Unempfindlich und wärmend.

Das mündet dann eben in eine durchschnittlich höhere Micron-Zahl. Schaut man sich die bekanntesten Schafrassen z.B. hier an, so finden sich unter den deutschen Rassen kaum welche mit einer kleinen Micron-Zahl, also weicher Wolle.

Kommt das Merino-Schaf mit einem Wert von 18-24 Micron (fein) daher, finden sich unter den Rassen aus dem deutschsprachigen Raum nur diese Rassen mit einer Wertung von “relativ fein”:

  • Coburger Fuchsschaf (26-33 Micron)
  • Leineschaf (25-34 Micron)
  • Ostfriesisches Milchschaf (25-33 Micron)
  • Schwarzköpfiges Fleischschaf (27-32 Micron)

Quelle: Purewool

Die Woll-Feinheit der hiesigen Rassen beginnt also üblicherweise knapp darüber, wo die des Merino endet.

Also kann man hier kein kuschelweiches, schmusiges Garn erwarten.

Aber: Untragbar ist es ebenfalls nicht und meistens auch von einem “Stacheldraht-Gefühl” weit entfernt.

Selbstverständlich gibt es immer Menschen, die rauhere Fasern nicht vertragen. Glaub mir, ich kann ein Lied davon singen. Ich habe 2009 angefangen zu stricken und so ca. 2010/2011 angefangen mich selbst zu desensibilisieren. Denn bis dahin konnte ich nichtmal das schmusigste Merinogarn verstricken oder gar anziehen. Einzelheiten zu dem, was da mit meiner Haut passiert ist, erspare ich dir lieber.
Nach und nach habe ich mich dann gesteigert. Immer mal wieder ausprobiert und testweise verstrickt. Heute trage ich beispielsweise Garne wie Holst Supersoft auf der Haut.

Wenn du also mutig bist, gehe gern mit mir auf eine kleine Reise durch die deutschsprachige Woll-Welt.
Dabei entdecke ich selbst auch eine Menge Neues.

Geplant habe ich bisher diese Themen in jeweils einen Beitrag zu verwandeln:

  1. Lokale Schafrassen – lokale Schäfereien
  2. Rassen aus der ganzen Welt – lokale Schäfereien
  3. Andere Fasern tierischen Ursprungs lokal beziehen
  4. Über den Tellerrand – wie sieht’s bei unseren Nachbarn aus?

Wenn du Quellen kennst (z.B. Schäfer*innen, Online-Shops) oder Informationen zu diesem Thema hast (z.B. weiterführende Links, Literaturhinweise), melde dich gern bei mir.
Vielleicht hältst du auch Schafe oder andere Tiere, die Fasern für Garne produzieren. Daran habe ich ebenfalls Interesse.
Du kannst mich hier erreichen:

  • E-Mail: das_baeumchen@gmx.net
  • Ravelry: yggdrasil82
  • Instagram: yggdrasil82